Aktuelle Forschungsprojekte

ELAN: Entscheidungskonflikte und Lernen in der Behandlung von Angststörungen

Zur Behandlung von Angststörungen wird oft eine Expositionstherapie eingesetzt – eine spezifische Form der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT). Die Wirksamkeit dieser Therapieform wurde in vielen Studien nachgewiesen und es konnte mit dieser Therapie bereits vielen Betroffenen geholfen werden. Leider wissen wir noch nicht genug über die genaue Wirkweise dieser Behandlungsform, z.B. welche Therapieinhalte bei welchen Patienten/innen besonders wichtig sind.
Ziel der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Therapiestudie ELAN ist es, die Wirkmechanismen der Expositionstherapie besser zu verstehen und dadurch die Wirksamkeit der Psychotherapie bei Angststörungen zu verbessern. Dabei sind wir insbesondere daran interessiert, wie und wann angstauslösende Situationen vermieden oder aufgesucht werden.
Alle Teilnehmer:innen erhielten eine hochwirksame Expositionstherapie, die von speziell für Angststörungen geschulten Therapeuten:innen durchgeführt wurde. Diese etablierte Kurzzeittherapie wurde begleitet durch diagnostische Fragebögen, wissenschaftliche Zusatzuntersuchungen und eine alltagsnahe Befragung mittels Smartphone. Dies erlaubt uns, herauszufinden, welche Faktoren mit besonders gutem Therapieerfolg zusammenhängen und warum die von uns angebotene Psychotherapie so gut helfen kann.
Erste in der internationalen Fachzeitschrift „Depression and Anxiety“ veröffentlichte Studienergebnisse lieferten zudem wichtige Einblicke in die Mechanismen pathologischer Vermeidung bei Angststörungen. So weisen die Ergebnisse darauf hin, dass positive Anreize für Annäherung bei Angststörungen weniger stark berücksichtigt werden. Ein verstärkter Behandlungsfokus auf diese positiven Aspekte könnte entsprechend zur Reduktion von Vermeidung und somit letztlich zur Verbesserung expositionsbasierter Therapien beitragen. Weitere Publikationen sind aktuell in Vorbereitung.
Pressespiegel:
Unsere Studie und Kooperationen wurden von Arte in einer Dokumentation aufgegriffen, 02/2019: Wenn Angst krank macht – Anatomie eines Gefühls (Dokumentation)

PROTECT-AD: Providing Tools for Effective Care & Treatment of Anxiety Disorders

Kooperationen: BMBF-Forschungsverbund PROTECT-AD

Weitere Informationen: BMBF-Forschungsnetz Psychische Erkrankungen

Übersicht der bisherigen Ergebnisse: PROTECT-AD

ENHANCE

Anxiety sensitivity (AS), or the fear of anxiety and related sensations, represents an individual difference variable implicated in the risk and maintenance of anxiety and related disorders. Symptom induction exercises (e.g., spinning, voluntary hyperventilation, straw breathing, using a tongue depressor) are useful for providing exposure to benign bodily sensations (e.g., dizziness, racing heart, breathlessness, choking), allowing individuals with elevated AS to learn that, while perhaps uncomfortable, these sensations are not harmful, but safe.

The current study involves the development and testing of a large-group one-session exposure therapy protocol designed to target AS. The investigators will compare two variants of the protocol and include a general stress reduction protocol as a control condition (CONTROL). The first variant (STANDARD) is a standard protocol, modeled after those developed by Margraf and colleagues, that includes a combination of psychoeducation (about the nature and [exposure] therapy of anxiety sensitivity) and interoceptive exposure therapy modeling and practice. The second variant (ENHANCED) is identical to the first but also includes post-exposure practice processing aimed at facilitating threat reappraisal (i.e., safety learning). All interventions will be delivered in large-group format (N ≥ 25 participants) by a team of clinicians (N = 3) trained in the delivery of exposure therapy. In an effort to improve the quality of research on exposure therapy, another central aim of this study is to examine the feasibility of an exposure therapy consortium. The investigators have established a network of research sites (N=11) with expertise in exposure therapy.

Kooperationen: Global Exposure Therapy Consortium (ETC)

Weitere Informationen: Global Exposure Therapy Consortium (ETC)

& Trial Registration

Förderung von furcht-entgegengesetzem Verhalten

Anhaltende dysfunktionale Vermeidung ist ein Kernmerkmal klinischer Furcht und Angst. Der Abbau von Vermeidung ist daher ein wichtiges Ziel bei der Behandlung von Angststörungen, wohingegen anhaltende Vermeidung zu Behandlungsabbrüchen oder begrenztem Therapieerfolg führen kann. Ein besseres Verständnis von dysfunktionaler Vermeidung und ihrer Reduktion kann somit zur Verbesserung der Behandlung von Angststörungen beitragen. Dysfunktionale Vermeidung geht meist mit schweren Beeinträchtigungen und Kosten einher, die in der menschlichen Angst- und Vermeidungsforschung oft vernachlässigt wurden. Die erste Förderperiode untersuchte daher Vermeidung als Verhaltensreaktion, die ein befürchtetes Ereignis verhindern soll, aber gleichzeitig mit Kosten einhergeht (d.h. costly avoidance). Die Hauptergebnisse zeigten, dass (1) bei gesunden Personen Vermeidung, jedoch nicht konditionierte Furcht, durch Kosten direkt reduziert wird. (2) Diese Vermeidungsreduktion trotz hoher Furcht (d.h. furcht-antagonistische Annäherung) kann nachfolgend Furchtextinktion initiieren und erlernte Furcht somit indirekt reduzieren. (3) PatientInnen mit Angststörungen zeigten spezifische Defizite im furcht-antagonistischen Verhalten. (4) Eine direkte Reduktion von Vermeidung im Vergleich zu passiver Furchtreduktion führte langfristig zu niedrigerer Vermeidung und Furcht. Zusammengenommen bestätigen die Ergebnisse der ersten Förderperiode die klinische Relevanz von furcht-antagonistischem Annäherungsverhalten bei Angststörungen, dessen bidirektionaler Interaktion mit Furcht sowie dessen Rolle als wichtiges Behandlungsziel. Basierend auf diesen Ergebnissen soll die zweite Förderperiode untersuchen, wie furcht-antagonistische Annäherung durch behaviorale Interventionen gefördert werden kann. Im Gegensatz zur Untersuchung von inter-individuellen Unterschieden zwischen Personen liefert die Fokussierung auf eine Induktion von intra-individuellen Veränderungen gezielte Hinweise darauf, wie traditionelle Expositionsansätze bei einzelnen PatientInnen durch zusätzliche Interventionen ergänzt werden können.

Weitere Informationen: PI1269/2-2

Furchtgeneralisierung zur Vorhersage für die Entwicklung von Angststörungen

Angststörungen stellen mit einer Lebenszeitprävalenz von bis zu 25% die häufigsten psychischen Störungen dar. Das Alter des Erstauftretens ist früh und variiert für spezifische Angststörungen. Die Entstehung von Angststörungen ist multifaktoriell, wie es auch Biopsychosoziale Modelle nahelegen. Dabei spielen genetische Vulnerabilität, Umweltfaktoren und Lernprozesse eine zentrale Rolle. Bislang gibt es allerdings kaum Studien, die ein Zusammenspiel dieser Faktoren im Längsschnitt untersuchen. Das von der DFG geförderte Projekt (PI1269/5-1) zielt deshalb darauf ab, Prozesse des Furchtlernens als Marker für eine altersabhängige Entwicklung von Angststörungen zu untersuchen, unter zusätzlichem Einbezug von Psychometrie, (Epi)genetik und Lebensereignissen. Somit könnten langfristig Vorhersagemodelle und präventive Ansätze für Angststörungen generiert werden. Das geplante Projekt knüpft an vorherige Studien an (DFG SFB-TRR 58: Projekt Z02), wobei die Kohorten, die bereits für diese vorhergehenden Studien rekrutiert und untersucht wurden, nun im Längsschnitt untersucht werden. 

Kooperationen: Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Würzburg

Weitere Informationen: PI1269/5-1