Tobias Greitemeyer, Stefan Schulz-Hardt, Grit Popien and Dieter Frey

Der Einfluss versunkener monetärer und zeitlicher Kosten auf Ressourcenallokationen. Eine Studie zum Sunk-Cost-Effekt mit Experten.

Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie

Anhand einer experimentellen Studie zum Sunk-Cost-Effekt mit Experten wurde der Einfluss versunkener monetärer und zeitlicher Kosten auf Ressourcenallokationen untersucht. Entscheidungen sollten gemäß des ökonomischen Postulats ausschließlich aufgrund der Abwägung von zukünftigen Kosten und Nutzen getroffen werden. Dagegen beschreibt der Sunk-Cost-Effekt das Phänomen, dass auch vergangene Investitionen Entscheidungen beeinflussen. In der vorliegenden Studie wurde der Sunk-Cost-Effekt bei vergangenen monetären Aufwendungen repliziert. Zudem konnte erstmals auch ein Sunk-Cost-Effekt bei zeitlichen Aufwendungen nachgewiesen werden. Bankangestellte (120 Teilnehmer bei der Hauptstichprobe, 24 Teilnehmer bei der Kontrollgruppe) hatten bei insgesamt vier Entscheidungsszenarien die Wahl zwischen zwei Alternativen. Eine der Alternativen wurde jeweils gegenüber der anderen als eindeutig ökonomisch vorteilhafter dargestellt. In die ungünstigere Alternative wurden entweder monetäre oder zeitliche Mittel investiert, wogegen für die objektiv bessere Alternative keine bisherigen Investitionen getätigt worden waren. Die Mehrzahl der Befragten entschied sich in mehreren Fällen für die objektiv schlechtere Alternative, ließ sich also von den bereits erfolgten Aufwendungen leiten. Lediglich im Aktienszenario entschied sich die große Mehrheit der Probanden für die rationale Alternative. Es wird daher als möglich angesehen, dass Experten nur in Situationen, in denen sie ihre Expertise direkt anwenden können, seltener als Laien dem Sunk-Cost-Effekt unterliegen und ein ähnliches irrationales Entscheidungsverhalten zeigen.

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